Fall 1: Problematischer Feuchtigkeitseintrag und Schimmelpilzbildung durch unzureichenden Wärmeschutz

Bereits kurz nach Einzug in seine neue Wohnung im Spätherbst stellte unser Auftraggeber fest, dass in der kalten Jahreszeit Schimmelpilzbefall entstanden war. Nach dem dieses Problem dem Vermieter gemeldet wurden, gab dieser ein Gutachten in Auftrag. Resultat dieses Gutachtens war, dass die Schimmelbildung aufgrund mangelnder Lüftung seitens unseres Auftraggeber entstanden sein sollte. Da sich unser Aufraggeber keiner falschen Lüftung bewusst war, hat er uns mit der Erstellung eines weiteren Gutachtens beauftragt. Dabei sollte eine mögliche gesundheitliche Gefährdung der Wohnungsnutzer durch den Schimmelpilzbefall sowie die Ursachen für die Schimmelpilzbildung geklärt werden.

Bereits beim Ortstermin waren an den Außenwänden mehrer Stellen mit Schimmelpilzbefall sichtbar. Die befallenen Oberflächen wurden mikroskopisch untersucht und eine mögliche Gesundheitsgefährdung abgeschätzt. Zur Ermittlung der Ursachen des Schimmelpilzbefalles wurden Langzeitaufzeichnungen der Raum- und Oberflächenklimadaten vorgenommen. Nur durch Langzeitaufzeichnungen können Einflüsse der Speicherfähigkeit und damit der Trägheit der massiven Bausubstanz auf die Oberflächentemperaturen ausgeschlossen werden. Darüber hinaus ist eine Bewertung des Nutzerverhaltens, insbesondere des Lüftungsverhaltens, möglich. Die Oberflächentemperaturmessfühler wurden an den zuvor ermittelten kältesten Stellen im Bereich der aufgetretenen Schäden angebracht. Gleichzeitig wurden die Lufttemperaturen in der Raummitte der Räume und die Außenlufttemperatur aufgezeichnet.

über einen Zeitraum von drei Wochen wurden in einem Wintermonat die Daten aufgezeichnet und anschließend ausgewertet. Aus den erhalten Daten kann die Oberflächenfeuchtigkeit an der Wandoberfläche als Kriterium für Schimmelpilzwachstum sowie der Temperaturfaktor gemäß DIN 4108-2 zur Prüfung des bauwerksbedingten Risikos von Schimmelpilzen auf baulichen Wärmebrücken berechnet werden. Dieses Verfahren haben wir gemäß DIN EN ISO 17025 akkreditiert.

Als Ergebnis unserer Untersuchen kam heraus, dass das Gebäude nicht über den Mindestwärmeschutz gemäß DIN 4108-2 verfügte, um eine Schimmelpilzbildung bei einem üblichen Nutzungs- und Lüftungsverhalten zu vermeiden. Wegen der auf den Innenseiten der Wände angebrachten Heizkörper führen Lüftungsmaßnahmen kaum zum Abtrocknen kritischer Wandbereiche. Dementsprechend konnten wir nachweisen, dass es bei üblicher Nutzung auch bei einem erheblichen Lüftungsaufwand (Querlüftung täglich deutlich mehr als drei Mal) nicht möglich ist, die Wohnung schimmelfrei zu halten. Die für das Wachstum von Schimmelpilzen notwendige Feuchtigkeit entstand durch Kondensation von Raumluftfeuchte an zu kalten Oberflächen. Bei den verschimmelten Stellen handelte es sich um problematische Wärmebrücken.



Fall 2: Feuchtigkeitsprobleme durch aufsteigende Feuchte und Versalzung des Mauerwerks

In angemieteten Gewerberäumen zeigten sich feuchte Flecken und Anzeichen von Schimmelpilzbefall. Weiterhin löste sich Putz flächig von den Wänden. Neben der Erfassung und Bewertung des Schimmelschaden sollten wir den Einfluss des Nutzerverhaltens und möglicher geeigneter Lüftungsmaßnahmen abklären. Nach den ersten Recherchen stellte sich heraus, dass die untersuchten Räumen sich in einem umgebaut, denkmalgeschützten Stallgebäude befanden.

Zur Bestandsaufnahme der Feuchtigkeitsprobleme und um Hinweise auf die Ursachen zu erhalten, wurden zunächst orientierende, zerstörungsfreie Messungen der Baustoff- und Oberflächenfeuchte mit direktanzeigenden Geräten durchgeführt. Erhöhte Salzgehalte beispielsweise aus dem Erdreich oder aus der früheren Stallnutzung könnten die Messungen beeinflussen und erhöhte Feuchtigkeitsgehalt vortäuschen. Salze aus der Bausubstanz oder dem Untergrund werden durch die kapillar aufsteigende Feuchtigkeit weiter nach oben transportiert. Die Feuchtigkeitsmenge in der Wand wird hier durch die Menge der zur Verfügung stehenden Feuchtigkeit bestimmt. Mit zunehmender Wandhöhe wird der Feuchtigkeitsgehalt durch ein Gleichgewicht zwischen Verdunstung und kapillar nachtransportierter Feuchtigkeit bestimmt. Gleichzeitig verdunstet mit zunehmender Höhe mehr Feuchtigkeit und die Konzentration der gelösten Salze nimmt zu, bis diese in einer bestimmten Höhe ausfallen und nicht mehr weiter transportiert werden. Hierdurch entstehen die typischen Abtrocknungsränder mit sichtbaren Abplatzen von Farbe oder Putz. Aufgrund der hohen Salzgehalte sind die angezeigten Messwerte in diesem Bereich deutlich höher, als im unteren tatsächlich feuchteren Bereich, weil die Salze die Leitfähigkeit des Baustoffes erhöhen. Nach oben hin zeigen die Trockenränder scharfe Grenzen, die sich in einem deutlichen Abfall der Messwerte innerhalb nur weniger Zentimeter auszeichnen.

Die Ursache der Feuchte- und Schimmelschäden war eindeutig in den Problemen aufsteigende Feuchte und Versalzung bedingt durch die frühere landwirtschaftliche Nutzung zu sehen. Da die nachgewiesenen Salze stark hygroskopisch, also Wasser anziehend, waren, konnte von Seiten der Nutzer durch Lüftungs- oder Heizungsmaßnahmen nahezu kein Einfluss auf den Feuchtigkeitsgehalt der Wände genommen werden.